Dieses Kraut sollte man nicht als »Unkraut« bekämpfen, sondern lieber hegen und pflegen, um es dann zu verspeisen. Denn es ist eine absolute Delikatesse: Vor allem kann es als Beigabe, kleingeschnitten, einer eher homogen schmeckenden Speise, wie z.B. Kopfsalat, eine leicht säuerlich-kantige Note verleihen. So wird das Geschmacksspektrum eines Gerichts schnell um eine herzhafte Facette erweitert.
Doch – ACHTUNG
… nicht, dass der Ampfer das noch mitbekommt. Er ist vielleicht sensibler, empfindlicher als er auf den ersten Blick erscheint. Seit diesem beeindruckenden Hörbuch (YouTube) sehen wir ihn noch einmal anders und müssen sagen: Hut ab! Sehr gelungen. Wer jemals »Unkraut« entfernt hat oder dieses plant, sollte zuvor unbedingt das Hörspiel des englischen Autors Don Haworth »An einem Tag im Sommer in einem Garten«, Produktion: Rundfunk der DDR 1982, »Interpretation in kopfbezogener Stereophonie« anhören … und es, in Gedenken an Onkel Jim – »to be or not to be«, das ist hier die Frage – dann einfach sein lassen.
Unser Blutampfer
Als ob der Blutampfer dieses Hörspiel gehört hätte, hat er sich aus unserer Kräuterspirale zurückgezogen. Ist ja auch klar, war unser Fehler: Wir hätten ihn nicht auf das höchste Plateau pflanzen sollen. Dort ist er ungeschützt der grellen Sonne ausgesetzt, das mag er gar nicht gern. Am liebsten lässt er sich im Halbschatten nieder und daher hat er sich dicht an der Mauer vor der Kräuterspirale iangesiedelt: Kluger Sauerampfer! Sehr klug!
Einer von hier
Und der Blutampfer ist heimisch. Welches Recht haben wir also, ihn auszurotten, ihn zu »malträtieren«, chemisch, mit Unkrautstechern, Jätern, mit Messern und Gabeln? Als Wildgemüse lässt man ihn am besten wachsen und wenn man die Blütenstände regelmäßig abknipst, werden die Blätter kräftiger. Na ja, und sonst machen sie sich durch Selbstaussaat schon einmal auf den Weg, eben diesen zu erobern. Insofern hat der Mensch die Verbreitung in gewisser Hinsicht auch selbst in der Hand. Frei nach dem Motto: Leben und leben lassen.
Die Ernte
Unser Vorschlag lautet, den Ampfer nicht zu entfernen, sondern immer einen Teil davon abzuschneiden, also zu beernten. Sowieso nicht alle Blätter auf einmal, da er recht lange braucht, um wieder auszutreiben. Darum sollte man die inneren Blätter, damit er sich gut erholt und kompakt wächst, immer stehen lassen. Sauerampfer ist neben Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle und Schnittlauch eine unverzichtbare Zutat der »Frankfurter Grünen Soße« (Rezept).
📎TIPPs: Pflanzen mit Oxalsäure.
1) Ampfer lässt sich auch wie Spinat oder Mangold dünsten …, dafür empfiehlt es sich allerdings, einen Topf aus Emaille oder gehärtetem Borosilikatglas zu verwenden, da Stahl- oder Aluminiumtöpfe mit der Oxalsäure reagieren und der Ampfer dadurch leicht metallisch schmecken kann. 2) Nicht zu viel auf einmal verspeisen. Oxalsäure ist in großen Mengen leicht giftig, variiert aber nach Zeitpunkt der Ernte, nach Sorte und Alter der Pflanze.