Waschbären im Hinterhof …

im Park, im Garten und überall. Der Waschbär ist hier in der Gegend omnipräsent. Kassel ist wohl die Metropole der Waschbären in Nordhessen, wie es uns der Beitrag von ntv vor Augen führt. Was natürlich vollkommen logisch ist, da es weit und breit sowieso keine größere Ortschaft in diesem Bundesland gibt. Nun egal, der Waschbär hält sich sowieso nicht an Grenzen. Warum auch? Es wird ihm leicht gemacht. Das niedliche Erscheinungsbild der Kleinbären mit seiner stupsigen Nase, das tapsige Verhalten und die runden Kulleraugen helfen ihm und natürlich:

Das Fell
Lange Zeit war es sein Verhängnis. Allein aus diesem Grund wurden die Waschbären in sogenannten Pelztierfamen unter barbarischen Bedingungen gezüchtet, ebenso wie Nerze, Füchse, Marderhunde, Iltisse, Kaninchen und Chinchillas … – um an ihr Fell zu gelangen. 1934 hat dann Freiherr Berlepsch ein Waschbär-Pärchen mit einem schwangeren Weibchen aus einer Pelztierzucht am Edersee aussetzen lassen, aus dem Irrglauben, damit die heimische Fauna zu bereichern. Fast zeitgleich brachen 1945 rund 25 Waschbären aus einer Pelztierfarm nahe Berlin aus. 

No »Nazi Racoons«
Die Verbreitung erfolgte von da an rasant. Die Nationalsozialisten, wie Gerüchte es immer wieder behaupteten, haben allerdings nichts damit zu tun, auch wenn die Waschbären in der englischen Presse gern »Nazi Racoons« genannt werden. Sich mit einem Tierfell zu kleiden, ist ein Statussymbol. Diese Dekadenz war die Ursache dafür, dass diese invasive Art in Käfigen eingefercht wurde, bevor ihnen (oftmals noch bei lebendigen Leib) das Fell abgezogen wurde. Dass sie sich letztendlich befreit, ausgebreitet hat – ist also eigentlich ein »Upper-Class-Ding«.

Waschbären bedrohen unser Ökosystem
»Nahezu überall bedroht er die heimische Tierwelt – oft sogar massiv. Besonders betroffen sind offenbar Amphibien und Reptilien.« Wer diesen Artikel »Waschbären in Deutschland: Was die invasiven Raubtiere so gefährlich macht« auf nationalgeographic.de liest, wird sich hoffentlich nicht mehr von ihrem »Pretty Privilege« beeinflussen lassen: »Die Untersuchungen hätten ergeben, dass viele weitere bedrohte Amphibien auf dem Speiseplan der Waschbären stehen – darunter Molche, Wechselkröten und Feuersalamander.« 

Wie du mir, so ich dir
»Demnach fand man im Mageninhalt eines Waschbären im Spessart ausschließlich Erdkröten. Offenbar sind die Räuber ziemlich clever: Fraßspuren deuteten darauf hin, dass sie die Erdkröten vor dem Verzehr häuten, um deren Giftdrüsen zu entgehen. „In einem Naturschutzgebiet in Osthessen wurden in einer Stunde über 400 gehäutete Kröten gezählt – ein wirklich deprimierender Rekord“, sagt Timo Spaniol vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).« Fatalistisch betrachtet, machen die Waschbären jetzt mit den Erdkröten das, was der Mensch vorher mit den Waschbären gemacht hat, ihnen das »Fell über die Ohren ziehen«. Das ist keine gute Entwicklung.