Pfaffenhütchen mit Tabunamen

Spindelsträucher sind äußerst variantenreich, strauch- und baumartig, kletternd oder als Bodendecker kriechend, ebenso können sich Farbe, Frucht und Blätter unterscheiden. Auch gibt es sie als immergrüne. Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl ist, wie immer, auf heimische Sorten zu achten, denn nur so können heimische Käfer, Insekten und Spinnentiere unterstützt werden.

Superfood für das, was kreucht und fleucht
»Obwohl das Pfaffenhütchen zu den Giftpflanzen gehört, ernähren sich davon 21 Insektenarten. Vor allem die nektarreichen Blüten sind ein wahrer Insektenmagnet. Von den giftigen Früchten ernähren sich 24 Vogelarten, unter anderem scheinen sie für das Rotkehlchen ein besonderer Leckerbissen zu sein. In Frankreich nennt man das Pfaffenhütchen ›Meisenholz‹. Auch Drosseln, Kleiber und Elstern lieben die orangefarbenen Früchte. Für die Vögel ist die Frucht nicht giftig, da sie nur den Samenmantel (Arillus) verdauen und die Steinkerne unbeschädigt ausscheiden. Vögel sind Hauptverbreiter des Pfaffenhütchens. Außerdem nagen etwa 15 Säugetierarten an Blättern, Trieben und Früchten. Gelbhalsmaus und Rötelmaus haben es beispielsweise auf die Früchte abgesehen.«, so der Naturpark Hirschwald. Das Pfaffenhütchen ist bei manchen Vögeln sogar so beliebt, dass die Menschen ihm hierzulande im Volksmund das Prädikat ›Rotkehlchenbrot‹ verliehen.

Pfaffenhütchen mit Vergangenheit
Besonders die roten Kapseln des Pfaffenhütchen erinnern an eine Kardinalsmütze, ein Birett. Das feinfaserige zähe Holz eignet sich sehr gut zum Drechseln und wurde früher zu Orgelpfeifen, Schuhnadeln, Stricknadeln … verarbeitet und natürlich zu Spindeln, die man zum Spinnen von Fasern benötigte. Aus der Holzkohle wurde Zeichenkohle gewonnen. Die Früchte wurden getrocknet und zermahlen. »Man setzte also die ›Lausbeere‹ als frühes Insektizid gegen Kopfläuse, Krätzmilben und Bettwanzen ein.« Doch Achtung, das Pfaffenhütchen ist Giftpflanze des Jahres 2006, ein unrühmlicher Titel, der vor seiner Gefährlichkeit warnt.

… und Tabunamen
»Der wissenschaftliche Gattungsname Euonymus bedeutet so viel wie ›von gutem Ruf‹. Dabei hatte das Pfaffenhütchen schon in Altertum alles andere als einen guten Ruf. Den antiken Griechen war die Giftigkeit des Strauches wohl bekannt, Theophrastus meinte sogar, die Blüten würden ›nach Mord riechen‹. Es handelt sich bei Euonymus also um einen Tabunamen, wie Helmut Genaust im ›Etymologischen Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen‹ erläutert. Mit der scheinbar harmlosen Benennung wollte man böse Dämonen austricksen, die man hinter der Giftwirkung vermutete.«, schreibt der NABU. Ein Name, der die Dämonen ob des Pflanzengiftes beschwichtigen sollte. Gar nicht so unclever, allerdings setzt der Gedanke voraus, dass die Dämonen, ob nun deutsch oder latein, der gleichen Sprache mächtig sind.

📎TIPP: Als heimische Pfaffenhütchen
… empfehlen sich das Pfaffenhütchen / Gemeiner Spindelbaum (Euonymus europaeus), Breitblättrige Pfaffenhütchen (Euonymus latifolia), Pracht-Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus ›Red Cascade‹), Weißes Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus ›Albus‹), Pfaffenhütchen ›Brilliant‹ (Euonymus europaeus ›Brilliant‹) und das  Pfaffenhütchen ›Atropurpureum‹ (Euonymus europaeus ›Atropurpureum‹).

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