Schon erstaunlich, wie verführerisch Lavendel in der Blütezeit duftet und uns mit dem Zauber mediterraner Landschaften umhüllt. Demgegenüber empfinden wir den Duft der getrockneten Lavendelblüten »verstaubt«. Wir kennen ihn, wie er tief im Kleiderschrank vergraben, Mottensäckchen entströmt und erkennen ihn noch Jahrzehnte wieder. Die einen so, die anderen so: Ob wir das Aroma mögen oder nicht, auf jeden Fall verfügt Geruch über eine immense Kraft, die den Menschen erinnern lässt.
Charme der Provence
Schade eigentlich, dass Lavendel im Großen und Ganzen nicht heimisch ist. Das mediterrane Flair im Garten zu zaubern, den Charme der Provence hereinzuholen, das lässt einen kaum widerstehen. Allein das Schauspiel, wie Hummeln ihn beernten, ist zu verlockend: Wir entscheiden uns dafür, Lavendel in moderatem Umfang anzupflanzen. So haben wir das Urlaubs-Feeling … Warum noch verreisen?
Lavendel kultivieren
Das klingt postkolonialistisch. Doch der Reihe nach: »Die Gattung Lavandula kommt wild auf den atlantischen Inseln, im Mittelmeerraum, Afrika, Südwestasien bis Indien vor.[…] Sieben Arten kommen in Europa vor. Vereinzelte eingebürgerte Bestände des Echten Lavendels existieren auch nördlich der Alpen.«, heißt es auf Wikipedia. Benediktinermönche brachten ihn mit über die Alpen. »Um 1800 existierte bei Laubenheim zwischen Bingen und Bad Kreuznach auf dem sogenannten Lavendelberg ein größerer Bestand.«, lautet es ebenda. Das sollte doch genügen, zumal es hierzulande ab und an auch schon mal wärmer wird … also wenn es gerade nicht kälter wird und der Boden im Regen versinkt.
Ein Leben als Asket
Er mag es trocken, steinig und nährstoffarm. Der karge Charme veranlasst viele, ihn um Rosen herum anzusiedeln, obwohl ihre Standortansprüche gänzlich unterschiedlich sind und sogar im Widerspruch zueinander stehen. Zum Beispiel lieben Rosen Mulch, damit wird der Boden den Sommer über ± feucht gehalten. Angehäufelt kann Rindenmulch als Winterschutz für ein geeignetes Kleinklima sorgen. Der Lavendel dagegen mag gerade Rindenmulch überhaupt nicht, da die Erde dadurch versauert. Hätten Rosen und Lavendel die freie Wahl, würden sie getrennte Wege gehen.
Lavendel, Ameisen und Läuse
Würde man die Rose fragen können, ginge diese sogar soweit, die Enthauptung des Lavendel zu fordern. Den Lavendelmulch aus den Schnittresten würde sie nämlich ganz gern nehmen. Sie wäre sogar der Ansicht, dass der Lavendelmulch und auch das Lavendelöl gegen Ameisen helfe … die jucken so und das Schlimme ist: Sie müsste eingestehen, Läuse zu haben. Die Rose wird rot. Die Ameisen beschützen die Blattläuse gegen Fressfeinde, damit sie weiter Honigtau ausscheiden. Sie lieben dieses süße Zeug.
Kein Wunder
Lavendel duftet intensiv, da Blatt und Blüte ätherische Öle enthalten, die Ameisen, Fliegen, Wespen und wie schon erwähnt. Motten nicht mögen. Was für den Menschen noch von besonderem Interesse ist: Lavendel soll Mücken abhalten, entweder indem man die Aromastaude direkt in den Garten pflanzt oder Lavendelöl (DIY krautundrueben.de) in Duftlampen gibt oder getrockneten Lavendel auslegt.
Blätter, Blüten, Holz und Stengel
Es ist es wichtig, den Lavendel vor dem Verholzen zu bewahren. Zweimal im Jahr Schneiden genügt, einmal im frühen Frühjahr (aber es sollte keinen strengen Frost mehr geben) und noch einmal im Sommer, kurz bevor er verblüht ist, jeweils ca. um ein Drittel. Beide Male aber nicht zu tief ins Holz. Schließlich kann er durchaus 20–30 Jahre alt werden … dabei ist es wichtig, so lange wie möglich seinem Vergreisen vorzubeugen.
Und im Winter freut er sich über einen Winterschutz, nur Rindenmulch, den kann er nicht leiden.
📎TIPPs: Lavendel ist Geschmackssache
Die einen finden es köstlich, die anderen grauenhaft, Lavendel in der Küche sorgt in jedem Fall für Überraschungen. Aber warum nicht mal einen Lavendel-Duftreis probieren oder den Gaumen mit Lavendel-Zucker überraschen. Selbst das Lavendelholz eignet sich sehr gut, nämlich zum Räuchern. »Und noch ein Experten-Tipp für das Aromenspiel beim Kochen: Bis 50 Grad Celsius bleibt der frische Duft erhalten. Bei 50 bis 100 Grad sind es die Kräuternoten. Ab 100 Grad werden die Bitternoten betont.«